Ich bin vor kurzem zufällig auf eine sehr interessante Dokumentation auf dem TV-Sender arte gestoßen. In "Wunder Pubertät" wurde unter anderem beleuchtet, weshalb Jugendliche gerade während der Pubertät extrem viel lernen.
Die Pubertät dauert im Schnitt 8 Jahre und beginnt bei Mädchen oft früher als bei Jungs. Es ist die Zeit voller Konflikte und Gefahren, aber auch voller aufregender Chanchen und Möglichkeiten.
Das Gehirn ist während dieser Zeit extrem flexibel und formbar.
Es werden die Weichen für unser weiteres Leben gestellt. Denn das Gehirn ist während der "Umbauphase" vom Kind zum Erwachsenen extrem flexibel und formbar. Dadurch sind die Jugendlichen in dieser Zeit körperlich und geistig auf dem Höhepunkt ihrer Fähigkeiten. Bekommen sie die richtige Unterstützung, muss es keine Horrorzeit werden - weder für die Teenies noch für die Eltern.
Vielleicht hilft es uns Eltern schon zu verstehen, dass das Gehirn in der Pubertät Außergewöhnliches leisten muss und dabei Fehler passieren. Ein Grund, weshalb Teenager dann oft unverhältnismäßig übertrieben auf bestimmte Situationen reagieren, könnte sein, dass sie die Mimik in unseren Gesichtern einfach nicht richtig deuten können. Das habe ich bei meinem Sohn auch schon erlebt: da wird eine harmlose Bitte, die Spülmaschine auszuräumen kurzerhand zu einem Riesenproblem! Statt: "Es wäre nett, wenn du noch die Spülmaschine ausräumen könntest." versteht er "NIE räumst du die Spülmaschine aus. Das machst du jetzt SOFORT oder ich bin mega wütend auf dich."
Die Risikobereitschaft nimmt zu.
Ein weiterer sehr interessanter Punkt ist die gesteigerte Risikobereitschaft bei den Jugendlichen und warum sie gern mal unvernünftig handeln. Auch das lässt sich wissenschaftlich begründen. Denn das Gehirn sieht während der Pubertät aus wie eine Baustelle. Ganz viele Dinge passieren gleichzeitig und das Großhirn wird von hinten nach vorne umgebaut. D.h. dass die sogenannte "graue Masse" mit dem vernünftig denkenden Teil des Gehirns - dem Präphortalen Kortex - zuletzt umgebaut wird.
Dieser Umbau wurde sehr anschaulich wie das Ausschneiden eines Baumes erklärt. Unnütze Nervenbahnen werden weggeschnitten, damit andere dicker werden und das Gehirn dadurch effektiver arbeiten kann. Unser Gehirn sortiert also aus, welche Verbindungen wir nicht brauchen und welche unser Handeln fördern.
Teenies werden zu Eulen
Das Wissen während des Schlafens im Gehirn verankert wird, haben die meisten von uns wohl schon mal gehört. Aber auch dieser Fakt führt bei den Teenagern während der Pubertät zu Problemen. Denn das Schlafhormon Melatonin wird bei den Jugendlichen bis zu zwei Stunden verzögert ausgeschüttet, d.h. sie werden einfach später müde, müssen aber weiterhin früh Morgens für die Schule aufstehen und sammeln sich mit der Zeit ein großes Schlafdefizit an. Das führt oft zu Konzentrationsproblemen in den ersten Schulstunden.
Spannend finde ich, dass es schon Projektschulen gibt, die die Gleitzeit im Unterricht eingeführt haben. D.h. die Schüler müssen eine feste Anzahl an Schulstunden pro Tag absolvieren, können aber am Morgen etwas später starten. Das stellt die Schule vor einen hohen organisatorischen Mehraufwand, führt aber gleichzeitig nachgewiesen zu einer höheren Leistung der Schüler. Dass es solche Projektschulen gibt, zeigt aber, dass da bereits ein Umdenken in unserem verstaubten Schulsystem stattfindet... wenigstens ein kleines bisschen in die richtige Richtung :-)
Wenn du magst, schau dir gern die ganze Doku in der Mediathek an. Hier ist der Link:
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